Anders als E-Zigaretten sind Tabakerhitzer in Deutschland kaum bekannt. Während E-Zigaretten schon 2003 nach der Erfindung von Hon Lik Marktreife erlangten, folgte die Einführung von Tabakerhitzern erst in den 2010er Jahren. In Deutschland gibt es gegenwärtig mit IQOS von Philip Morris und glo von British American Tobacco lediglich zwei einschlägige Marken. Darüber hinaus zeigt das Statistikportal Statista, dass der Anteil regelmäßiger Konsumenten von E-Zigaretten mit zwei Prozent doppelt so hoch ist als der Anteil regelmäßiger Konsumenten von Tabakerhitzern.
Dabei bieten Tabakerhitzer Konsumenten, die nach einer Alternative zur Zigarette suchen, durchaus einen Mehrwert. Da Tabakerhitzer weiterhin Tabak als Grundlage für die Inhalation nutzen, ist die Umstellung von der herkömmlichen Zigarette weniger einschneidend als beim Konsum von E-Liquids.
Was sind Tabakerhitzer?
Beim Tabakerhitzer werden die Tabaksticks, die einen komprimierten Tabakstrang darstellen, in ein stiftartiges Heizgerät gelegt, das in der Fachsprache Holder genannt wird. Diese werden unterhalb der Verbrennungsschwelle erhitzt, was die Freisetzung kanzerogener Substanzen einschränkt. Dem Tabak sind Feuchthaltemittel wie Wasser und Glycerin, Bindemittel und Aromastoffe beigemengt. Die Beigabe verhindert ein Austrocknen des Tabaks und unterstützt die Aerosolbildung beim Erhitzen. Auf Knopfdruck können Kunden den Heizmechanismus aktivieren, der für etwa sechs Minuten hält.
Die Tabaksticks können mit einem Pocket Charger etwa 20-mal aufgeladen werden, was der Menge von Zigaretten in einer Zigarettenschachtel gleichkommt. Holder und Pocket Charger sind bei IQOS wie kein Anderer voneinander getrennt, während glo-Heats All-in-One-Geräte sind. Zum Aufladen ist der Pocket-Charger eines IQOS-Sticks mit einer USB-Schnittstelle versehen, während Kunden glo-Sticks an einer Ladestation aufladen können.
Weitere Bestandteile von Tabakerhitzern sind integrierte Filter sowie ein Mundstück. In puncto Design wirken glo-Tabakerhitzer wie Feuerzeuge im Breitformat, während das Aussehen der IQOS-Tabakerhitzer einem Lippenstift oder Edding ähnelt.
Wie gefährlich sind Tabakerhitzer?
Die Gemeinsamkeit von Tabakerhitzern und E-Zigaretten besteht neben der Nutzung von Elektronik in einem schonenden Erhitzungsprozess. Beim Tabakerhitzer entwickelt der Heizmechanismus lediglich Temperaturen zwischen 200 °C und 350 °C. Anders als bei E-Zigaretten wird als Grundlage allerdings weiterhin Tabak verwendet, sodass Umweltgifte wie Teer und Kohlenmonoxid, wenn auch in einem geringeren Ausmaß als bei herkömmlichen Zigaretten, in die Atemwege gelangen.
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) kommt deshalb zu dem Schluss, dass Tabakerhitzer weniger gefährlich als Zigaretten, aber gefährlicher als E-Zigaretten sind. Im Gegensatz zu E-Zigaretten besteht bei Tabakerhitzern keine Möglichkeit, Produkte ohne Nikotin zu konsumieren. Während Studien zum Ergebnis kommen, dass die Gefahr für Lungenkrebs bei Heatsticks im Vergleich mit dem Rauchen um 90 bis 95 Prozent herabgesetzt sei, müssen Konsumenten mit einem Risiko für Lungenerkrankungen wie chronische Bronchitis, COPD, eosinophile Pneumonie und Asthma bronchiale rechnen.
Ebenso belastet die Inhalation von Tabaksticks das Herz-Kreislauf-System, was zu einer erhöhten Anfälligkeit für Bluthochdruck, Schädigungen der Lungengefäße, erhöhter Herzschlag, Schlaganfall und Herzinfarkt führt. Andere Wissenschaftler warnen vor den Auswirkungen von Tabakerhitzern auf Nieren, Leber und das Hautbild aufgrund oxidativen Stresses. In Studien konnte belegt werden, dass die Suchtgefahr durch Tabakerhitzer mit dem Rauchen identisch ist. Da Tabakerhitzer noch ein relativ neues Phänomen sind, existieren keine Langzeituntersuchungen zu den gesundheitlichen Folgen des Konsums von Tabakerhitzern.
Lohnt sich der Umstieg auf Tabakerhitzer?
Konsumenten von Tabakerhitzern, die nach einer Methode zur Rauchentwöhnung suchen, sind sich im Allgemeinen über die negativen Auswirkungen auf die Gesundheit im Klaren. Sie wissen, dass der Königsweg in einem generellen Verzicht auf Inhalationsprodukte liegt und dass eine Suchtverlagerung auf ein Substitutionsgut keine Suchtbeendigung ist.
Das extrem hohe Abhängigkeitspotenzial von Nikotin führt allerdings dazu, dass eine komplette Rauchentwöhnung nur rund 10 Prozent aller Rauchern gelingt. Da Tabakerhitzer dank des schonenden Erhitzungsprozesses die Gesundheit deutlich weniger belasten als Zigaretten, ist der Umstieg auf Heatsticks gesundheitlich durchaus ein Fortschritt. Ebenso entstehen beim Inhalieren keine Tabakreste und auch Kippen müssen nicht mehr entsorgt werden.
Aufgrund des authentischen Raucherlebnisses haben Tabakerhitzer ihren Mehrwert darin, dass sie Rauchern, die nach einem ähnlichen Konsumerlebnis wie bei Zigaretten suchen, eine Perspektive vermitteln, die ihnen E-Liquids nicht bieten können. Der Geschmack nach Tabak bleibt bestehen. Bei ihrer Entscheidung für oder gegen Tabakerhitzern gehört die Tatsache in Rechnung gestellt, dass der Gesetzgeber bei Tabakerhitzern inzwischen ein Aromaverbot verhängt hat, sodass der Vorteil, verschiedene Geschmacksrichtungen ausprobieren zu können, nur noch mit Vaporizern möglich ist.